23.Oktober, 7. Tag:Heute ist der Tag des Umzuges. Mit Rückblick wird es ein Tausch zum Schlechteren sein. Wir werden die Ruhe und Tourismusferne vermissen. Der Sonntagmorgen bleibt dem Einpacken, Reisetagebuch schreiben und Mathehausaufgaben machen. Wir überlegen, wie wir die kleine Wohnung einrichten würden, wenn wir sehr lange hier blieben - den Esstisch im Wohnzimmer bräuchten wir nicht, gegessen und gefeiert wird immer im Freien auf dem Balkon. Der wird regensicher gemacht. Denn das es so regenlos selbst auf Lanzarote nicht ist, haben wir in den vergangenen Tagen erfahren. An die Stelle des Esstisches kommt ein Schreibtisch mit Computerarbeitsplatz. Alles andere könnte so bleiben.Träume, Träume! Die Gegenwart sieht anders aus. Der Weg zum Bus ist weit in der Mittagsglut, aber es klappt alles hervorragend mit der Verbindung. Zwar muss ich zum ersten Mal "veo mal" - "ich sehe schlecht" gebrauchen, als es darum geht, das Gepäck richtig zu verstauen. Aber der Busfahrer ist sehr freundlich und das Problem ist sehr schnell keines mehr. Wie geht man in Spanien mit behinderten Menschen um? Es interessiert mich schon. Aber da gibt es neben den Barrieren, gegen die wir im eigenen Land kämpfen, hier und jetzt noch zusätzlich die Sprachbarriere. Und auch die der Kürze des Urlaubs. Oder ist das wieder sehr deutsch? Wenn ich mich abends beim Wein und "Guantanamera" mit den Bewohnern von Arrieta verständigen könnte, wäre sicher vieles zu erfahren. Das Umsteigen in Arrecife, der Inselhauptstadt, klappt auch reibungslos. In Puerto del Carmen steigen wir versehentlich eine Station zu früh aus - macht nichts, denn wir sind froh, so schnell angekommen zu sein, nur 2 Stunden insgesamt. Aber im "Playa Club", unserem hiesigen Domizil, erwartet uns eine böse Überraschung - das wohl lauteste Quartier der ganzen Anlage, Balkon zur Uferpromenade, die gleichermaßen Diskomeile und Hauptverkehrsstraße ist. Frische Autoabgase sollen hier das Sonnen im Liegestuhl verschönen, nach hinten ist es kaum ruhiger, da das Appartement genau über der Rezeption liegt. Das wiegt nach der Ruhe von Arrieta doppelt schwer. Nachfragen an der Rezeption, nach drängendem Bitten verspricht man uns ab Dienstag ein anderes Quartier - na ja, ist ja eine Perspektive. Wir verdrücken uns schnell an den Pool und suchen dann unsere Lieblingskneipe. Ja, "Pinoccio" gibt es auch nach sieben Jahren noch, die Kellner haben gewechselt, aber die Witze sind die gleichen, die liebenswürdig heitere Atomsphäre ohne Anbiederei. Und das Essen ist immer noch lecker. Der Abend klingt angenehm aus. Viel zu müde sind wir, auch vom Rotwein, um noch über die laute Straße zu schimpfen. Copyright: Susanne Siems |