21. Oktober 2005, 5. TagEin Ruhetag nach der ausgiebigen Wanderung am Vortag. Reisetagebuch schreiben, Christoph mit Hausaufgaben quälen, die Sonne, die Ruhe genießen, die Fremde, das Rauschen des Atlantik. Wie kalt mag es jetzt zu Hause sein? Möchte ich hier leben? Gegen Abend dann ein gemütlicher Spaziergang in das nahe gelegene Fischerdorf Punta de Mujeres. Viel größer der Ort, als wir uns vorgestellt hatten - und schön. Und eigentlich nur Einheimische, die sich miteinander unterhalten oder sich um ihre Boote kümmern. Die Atmosphäre sehr südlich und doch irgendwie auch wie in Romanen von Maarten t'Hart. Wer diesen niederländischen Schriftsteller nicht kennt: für mich ein Synonym für "genüsslich baden in Einsamkeit". Dann im Ort ein gemütliches Essen und, nach der Hitze des Tages, ein schönes kühles Bier! Die Kellnerin versteht nur Spanisch. Mit "Dos biera" kommen wir nicht weiter, auch nicht mit Ale oder Guiness oder der Aufzählung verschiedener anderer Sorten. Verzweifelt und frustriert bestellen wir am Ende eines langen "Gespräches" "Vino Tinto". Aber ich gebe nicht auf, es darf nicht sein, was doch offensichtlich ist - wir sind der Sprache nicht mächtig und müssen dementsprechend Kompromisse schließen. Dann entdecken wir doch noch in einer versteckten Ecke einen Kasten mit leeren Bierflaschen der Marke "Dorada" und bekommen glücklich unser heiß ersehntes kühles Bier. Zu Hause sagt der Reiseführer "Cerveza" - eine Vokabel, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Auf dem Heimweg noch Halt in einem Ansichtskartenladen, Verständigung auf Englisch und Spanisch. Stilles Einverständnis, dass wir Arrieta schöner finden als Puerto del Carmen. Sobald man das sagt, ist die Sympathie mit Händen zu greifen. Selbst bei der Verkäuferin, die ursprünglich aus Kolumbien und auch nicht von dieser Insel kommt. Es ist doch immer wieder das Schönste in der Fremde, wenn man mit anderen Menschen trotz der scheinbaren Barrieren ins Gespräch kommt.
Copyright: Susanne Siems |