16. Oktober 2005Im FlugzeugBei strahlendem Sonnenschein sind wir los geflogen, viereinhalb Stunden werden es bis Lanzarote sein. Jetzt eine geschlossene Wolkendecke über Frankreich. Zauberhaft wie ein endloser Spaziergang im Schnee mutet das an. Nur mühsam zu unterdrücken ist der Wunsch, auszusteigen, den kalten Schnee in die Hand zu nehmen. Der Service im Flugzeug sehr gut - AirBerlin. 17 Tonnen wiegen wir Passagiere und das Gepäck. Am Flughafen in Schkeuditz erste Erlebnisse, die auch in diesem Reisetagebuch Platz finden können, gute und schlechte: eine klemmende Drehtür mit ratlosen Reisenden, der Weg in den Traumurlaub scheint blockiert. Dann die Feststellung, dass ich nicht nur den Kamm, sondern auch die VISA-Card vergessen habe. Kommen wir mit EC weiter? Na ja, geographisch gehört unsere Insel zwar zu Afrika, aber politisch gesehen werden wir Europa nicht verlassen. Dann treffen wir noch eine Bekannte am Check Inn. Sie arbeitet hier und öffnet ihren Schalter nur für uns. Ein klasse Gefühl, wenn man so stolz mit den Koffern an allen anderen Reisenden vorbei geht! Kurzes Gespräch über die Freude an anderen Ländern. sie kommt aus Sibirien, ja da wollen wir auch mal hin. Und nun, fünf Stunden später, beginnt der Anflug auf die Insel. Einen ersten Blick auf die Feuerberge konnten wir schon erhaschen, trotz Wolkendecke. AngekommenIn Arrecife gleich die Koffer gefunden. Das war nicht immer so, beim letzten Mal vor drei Jahren standen wir falsch und mussten lange vergeblich auf unser Gepäck warten. Heute strahlt ein Glücksstern über uns, Gepäck und Taxistand wurden gleich gefunden. Nur kannte der Taxifahrer offensichtlich unsere Adresse nicht. Großes Rätselraten über Funk, Punta de Mujeres, in der Übersetzung soviel wie "Landzunge der Frauen", hieß die Lösung. Abgesetzt hat uns der Taxifahrer dann an einer Kreuzung mit einer Kneipe namens "El Lago". Ein See (Lago), war nicht zusehen, dafür direkt neben der Straße der Atlantik. Na, wenigstens verhungern würden wir nicht. Aber das entpuppte sich als Irrtum, als wir bei der Suche nach einer Auskunft feststellen mussten, dass die Gaststätte sonntags geschlossen hatte - es war Sonntag, was sonst! Fragende Blicke, wo sollten wir anfangen, unser Quartier zu suchen? Vorerst keine Lösung in Aussicht. Ein Stück weiter ein Swimmingpool. Inzwischen ist stockfinstere Nacht. Auch deutsche Touristen sind hier, aber keiner kann helfen. Ich erkunde die Gegend, schon mit Angst im Herzen. Ein Witz die Buchung über das Internet? Warmer Wind, das Rauschen des Meeres, Straßen, die nicht spanisch wirken oder das, was wir dafür halten. Dann Hundegebell, eine Frau am Fenster, freundliche Auskunft auf englisch. Und dann gefunden. Viel Hilfe auch von Schweizer Urlaubern. Schön, wie schnell sich die zu Hause oft so distanzierten Deutschen in der Fremde näher kommen. Die Sachen tragen wir glücklich in das Quartier. Eigentlich sind wir müde, aber Trinken und Essen fehlen. Also aufgerafft, noch mal losgegangen, nun wirklich nach Arrieta. Die gleiche Kneipe wie vor drei Jahren. Aber dieses Mal mit Live-Musik: "Guantanamera" mit Texten der Dorfbewohner - sofort sind wir so nah wie irgend möglich an der Insel dran. Was wir noch nicht wissen können - es wird einer der schönsten und echtesten Augenblicke dieses Urlaubs. Das die Touristen hier wirklich noch Gast und nicht die eigentlichen Bewohner sind, zeigen uns die Mojosoßen auf dem Tisch - köstlich, so lange nicht gegessen, nicht wirklich vermisst, erst jetzt, wo wir sie wieder auf der Zunge schmecken, wissen wir, dass sie all die Zeit seit unserer letzten Reise fehlten. Müde und glücklich wieder in unserer Ferienwohnung, noch einmal auf dem Balkon, das Rauschen des Atlantik im Ohr und auf einmal untröstliche Trauer, ein Gefühl von Freiheit und Freude an den Urgewalten gleichzeitig im Herzen... Erster TagCopyright: Susanne Siems |